Darmmikrobiom in Schwangerschaft
Welche Rolle spielt das Darmmikrobiom in der Schwangerschaft?
Während der Schwangerschaft kommt es im weiblichen Körper zu erheblichen physiologischen Veränderungen, insbesondere in der Hormon-, Stoffwechsel- und Immunregulation, zur optimalen Entwicklung des Fötus (=im Bauch der Mutter heranwachsendes Kind). Eine große Bedeutung spielt hierbei auch die Vielfalt der Darmbakterien – sie gilt als eine der wichtigsten Faktoren zur Aufrechterhaltung der mütterlichen und kindlichen (fetalen) Gesundheit. 1,2
Veränderungen des Darmmikrobioms in der Schwangerschaft
Im ersten Trimester der Schwangerschaft ist die Zusammensetzung des Darmmikrobioms ähnlich der von Nicht-Schwangeren. Danach beginnt sich die Zusammensetzung der Darmflora zu modifizieren (umzugestalten). Während der natürlichen Anpassung der Darmflora in der Schwangerschaft kann es vorkommen, dass eine Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmbakterien) auftritt. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen einer Dysbiose und der Entstehung von Schwangerschaftserkrankungen bzw. -komplikationen, wie Präeklampsie (Bluthochdruck nach der 20. Schwangerschaftswoche), Gestationsdiabetes Mellitus (Schwangerschaftsdiabetes) und Frühgeburt, konnte bereits in mehreren Studien gezeigt werden. 2,3
Darmmikrobiom und Frühgeburt
Frühgeburten (vor der 37. SSW) treten bei bis zu 20% aller Schwangerschaften weltweit auf4. Viele Studien zeigen, dass bei 8% - 52% der schwangeren Frauen mit einer Zervixinsuffizienz (frühzeitige Eröffnung des Muttermundes) Krankheitserreger im Fruchtwasser vorhanden sind, die als eine der Ursachen für eine Frühgeburt gelten. Eine Verringerung der schützenden Darmbakterien in der Schwangerschaft, vor allem der Anzahl an Bifidobakterien, kann bei schwangeren Frauen zu einer erhöhten Anfälligkeit für vorzeitige Wehen führen, da ihre entzündungshemmenden Eigenschaften verringert werden, was wiederum das Risiko für die Entstehung von Infektionen erhöht2.
Auch das Darmmikrobiom frühgeborener Kinder weist eine verzögerte mikrobielle Besiedlung sowie eine geringere Diversität und Dichte von Bakterien auf. Ein frühes Gestationsalter (=Alter des Kindes ab der Befruchtung; es entspricht der Schwangerschaftsdauer) kann vor allem zu neurologischen Entwicklungsstörungen bei Neugeborenen führen.4
Darmmikrobiom und Präeklampsie
Präeklampsie ist eine hypertensive Schwangerschaftserkrankung, bei der erhöhte Blutdruckwerte in der Regel nach der 20. Schwangerschaftswoche auftreten. Betroffen sind ca. 2% - 8% der Schwangeren. Aktuelle Studien zeigen, dass die Dysbiose des Darmmikrobioms die Funktion der Endothelzellen (innerste Zellschicht der Blutgefäße) im Darm schädigt und es folglich zu einer Beeinträchtigung des mütterlich-fetalen Immungleichgewichts kommt. Die Darmflora ist dann mit opportunistischen Erregern (schlechten Bakterien, Pilzen, Viren) angereichert.2,4
Die Darmbarriere wird dabei geschwächt, wodurch ein höheres Infektionsrisiko besteht, welches sich negativ auf die Gesundheit der Mutter auswirken und in Folge zu arterieller Hypertonie (Bluthochdruck) bzw. Präeklampsie führen kann. Gesundheitsfördernde Bakterien, wie Laktobazillen, sind hingegen deutlich reduziert. Eine verringerte Anzahl positiver Bakterien ist jedoch grundsätzlich auch bei Schwangeren ohne Präeklampsie nachgewiesen.2,4
Darmmikrobiom und Gestationsdiabetes Mellitus
Mit einer Inzidenz von 1,8% - 22% gehört Gestationsdiabetes Mellitus zu einer der häufigsten Stoffwechselerkrankungen in der Schwangerschaft.1,3 Frauen, die einen Gestationsdiabetes Mellitus entwickelten, wiesen in Studien im ersten Trimester die geringste Diversität in ihrem Darmmikrobiom auf.2,5 Die Darmflora ist an metabolischen Veränderungen beteiligt, die den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Der Einfluss der Dysbiose an der Entstehung von Gestationsdiabetes ist dennoch nach wie vor umstritten und unklar.2
Ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft ist wichtig für Mutter und Kind!
Auch Umwelteinflüsse, wie vor allem die Ernährung während der Schwangerschaft und nach der Geburt, spielen hinsichtlich Bakterienvielfalt im Darm eine bedeutsame Rolle.3 Eine ausgewogene Ernährung kann nicht nur die mütterliche Darmflora positiv beeinflussen, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur gesunden Entwicklung des Kindes beitragen.6
Insgesamt tragen sowohl die Makro- (Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate) als auch die Mikronährstoffzufuhr (Vitamine, Spurenelemente, Mineralien) während der Schwangerschaft zur Modellierung des frühkindlichen Mikrobioms bei, was insgesamt die Bedeutung der mütterlichen Ernährung in der Schwangerschaft für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Nachwuchses betont.7
Der Mechanismus, wie ernährungsbedingte Veränderungen das mütterliche Mikrobiom und somit das des Kindes beeinflussen, ist noch unklar. Unterschiede im Mikrobiom des ersten Mekoniums (erster Stuhl) des Neugeborenen deuten darauf hin, dass der Beginn der Besiedelung des Darmmikrobioms bereits weit vor der Geburt stattfindet. Eine gesunde ausgewogene Ernährung während der Schwangerschaft bringt somit sowohl für die Schwangere als auch für die das Neugeborene langfristige gesundheitliche Vorteile.7
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Ernährungsbedingte Einflussfaktoren, die sich negativ auf das Darmmikrobiom der Schwangeren auswirken können, wie beispielsweise eine westliche Ernährung reich an Fett und einfachen Kohlenhydraten, erhöht bei den Nachkommen aufgrund der dysbiotischen mikrobiellen Zusammensetzung der Mutter das Risiko, Erkrankungen, wie metabolisches Syndrom (starkes Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes Mellitus, erhöhte Blutfettwerte) oder Allergien, zu entwickeln.7,8
Studien haben gezeigt, dass eine fettreiche Ernährung (>35% der Gesamtenergiezufuhr) zu negativen Veränderungen im Darmmikrobiom führt (z.B. die Verringerung der Bifidobakterien) und mit langanhaltenden negativen Auswirkungen auf das Mikrobiom des Neugeborenen verbunden ist. Dies könne wiederum die bereits genannten Krankheiten im späteren Leben des Kindes fördern.7,8 Die Art des Fettes kann zusätzlich eine wesentliche Rolle spielen.9 Daher sollte nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Fettqualität geachtet werden. Zu bevorzugen sind hierbei einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, vor allem reichlich Omega-3 haltige Öle, wie Lein- und Rapsöl.
Autorin: Viktoria Gruber
Quellen:
1Amir, M., Brown, J. A., Rager, S. L., Sanidad, K. Z., Ananthanarayanan, A., & Zeng, M. Y. (2020). Maternal Microbiome and Infections in Pregnancy. Microorganisms, 8(12), 1996. https://doi.org/10.3390/microorganisms8121996
2Gorczyca, K., Obuchowska, A., Kimber-Trojnar, Ż., Wierzchowska-Opoka, M., & Leszczyńska-Gorzelak, B. (2022). Changes in the Gut Microbiome and Pathologies in Pregnancy. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(16), 9961. https://doi.org/10.3390/ijerph19169961
3Nuriel-Ohayon, M., Neuman, H., & Koren, O. (2016). Microbial Changes during Pregnancy, Birth, and Infancy. Frontiers in Microbiology, 7, 1031. https://doi.org/10.3389/fmicb.2016.01031
4Liu, Z.-Z., Sun, J.-H., & Wang, W.-J. (2022). Gut microbiota in gastrointestinal diseases during pregnancy. World Journal of Clinical Cases, 10(10), 2976–2989. https://doi.org/10.12998/wjcc.v10.i10.2976
5Dunlop, A. L., Mulle, J. G., Ferranti, E. P., Edwards, S., Dunn, A. B., & Corwin, E. J. (2015). Maternal Microbiome and Pregnancy Outcomes That Impact Infant Health: A Review. Advances in Neonatal Care: Official Journal of the National Association of Neonatal Nurses, 15(6), 377–385. https://doi.org/10.1097/ANC.0000000000000218
6Kumbhare, S. V., Patangia, D. V., Patil, R. H., Shouche, Y. S., & Patil, N. P. (2019). Factors influencing the gut microbiome in children: From infancy to childhood. Journal of Biosciences, 44(2), 49. https://doi.org/10.1007/s12038-019-9860-z
7Chu, D. M., Antony, K. M., Ma, J., Prince, A. L., Showalter, L., Moller, M., & Aagaard, K. M. (2016). The early infant gut microbiome varies in association with a maternal high-fat diet. Genome Medicine, 8(1), 77. https://doi.org/10.1186/s13073-016-0330-z
8Myles, I. A., Fontecilla, N. M., Janelsins, B. M., Vithayathil, P. J., Segre, J. A., & Datta, S. K. (2013). Parental dietary fat intake alters offspring microbiome and immunity. Journal of Immunology (Baltimore, Md.: 1950), 191(6), 3200–3209. https://doi.org/10.4049/jimmunol.1301057z
9Maher, S. E., O’Brien, E. C., Moore, R. L., Byrne, D. F., Geraghty, A. A., Saldova, R., Murphy, E. F., Van Sinderen, D., Cotter, P. D., & McAuliffe, F. M. (2020). The association between the maternal diet and the maternal and infant gut microbiome: A systematic review. The British Journal of Nutrition, 1–29. https://doi.org/10.1017/S0007114520000847