Was ist die Darm-Hirn-Achse?
Der Darm: Unser zweites Gehirn!
Der Darm ist mehr als nur ein Verdauungsorgan, denn er besteht aus einem eigenen autonomen Nervensystem, das direkt mit dem zentralen Nervensystem verbunden ist. Der Darm ist wie ein Abbild des Gehirns, da Zelltypen und Rezeptoren exakt identisch sind. Daher wird der Darm auch als „Zweites Gehirn“ oder „Darmhirn“ bezeichnet.
Unter der Darm-Hirn-Achse versteht man das Zusammenspiel zwischen dem Darm und dem Gehirn. Die Funktion des Darms als Verdauungsorgan beeinflusst sowohl unseren Körper als auch unseren Geist. Daher haben körperliche Belastungen (Sport), psychische Belastungen (Stress), medizinische Belastungen (Darmerkrankungen) und ungesunde Ernährung (fetthaltige Speisen, Alkohol etc.) einen signifikanten Einfluss auf unsere Darmgesundheit.
Der Darm steuert als „zweites Gehirn“ Nachbarorgane, koordiniert Muskeln und Infektabwehr und reagiert über die Nervenbotschaften auf Veränderungen. Wenn der Austausch zwischen Darm und Gehirn, sprich, die Darm-Hirn-Achse, gestört ist, können Darmerkrankungen aber auch psychische Erkrankungen wie Depressionen auftreten.
Diese wichtige Verbindung, die Darm-Hirn-Achse, spiegelt sich darüber hinaus auch in unserem Sprachgebrauch wider, ohne dass wir uns dessen meist bewusst sind. Haben Sie auch schon mal „etwas aus dem Bauch heraus entschieden“, bei einer schwierigen Entscheidung „auf Ihr Bauchgefühl gehört“ oder hat Ihnen ein Problem „auf den Magen geschlagen“?
Aufbau des Darms: Das größte innere Organ
Der Darm besteht aus dem Dünndarm und Dickdarm und hat eine Länge von 5 bis 7 Metern. Er beginnt am Pylorus (Magenpförtner) und führt weiter bis zum After (Anus). Sowohl der Dünndarm als auch der Dickdarm sind in mehrere Abschnitte unterteilt.
Dünndarm Aufbau:
Direkt nach dem Magenausgang schließt sich der Dünndarm an und endet bei der Bauhinschen Klappe, dem Übergang zum Dickdarm. Der Dünndarm selbst, besitzt eine Gesamtlänge von etwa 5 bis 6 Metern. Dieser ist in folgende drei Abschnitte unterteilt:
1. Zwölffingerdarm (Duodenum)
2. Leerdarm (Jejunum)
3. Krummdarm (Ileum)
Dickdarm Aufbau:
Im Anschluss daran folgt der Dickdarm, der sich mit einer Länge von etwa 100-150 Zentimetern in folgende Abschnitte gliedert:
4. Blinddarm (Coecum oder Caecum) mit Wurmfortsatz (Appendix)
5. Grimmdarm (Kolon) mit 4 Unterabschnitten:
- Aufsteigender Teil (Colon ascendens)
- Querteil (Colon transversum)
- Absteigender Teil (Colon descendens)
- S-förmiger Teil (Sigma)
6. Enddarm:
- Mastdarm (Rektum) mit Ausgang (After bzw. Analkanal)
Aufgaben des Darms: Multitalent - Verdauung und Immunabwehr!
Der Darm ist mit der Verdauung der Nahrung sowie der Aufnahme von Nährstoffen und Wasser beschäftigt. Zu einer weiteren, wichtigen Funktion des Darms zählt jedoch auch Abwehr von Krankheitserregern. Im Darm werden 70-80 % der Immunzellen unseres körpereigenen Abwehrsystems gebildet.
Die Aufgaben des Darms im Überblick:
- Zerlegung und Verdauung der Nahrung
- Aufnahme (Resorption) von Nährstoffen
- Aufnahme von Wasser und dadurch Eindickung des Speisebreis
- Regulierung des Wasserhaushalts unseres Körpers
- Transport des Speisebreis durch Darmbewegungen
- Bildung von Abwehrzellen
- Produktion von Hormonen und Neurotransmittern
- Ausscheidung von Nahrungsresten
- Abwehr von Krankheitserregern & Stärkung des Immunsystems
Aufgaben des Dünndarms: Nährstoffaufnahme
Die Aufgabe des Dünndarms besteht darin, den Nahrungsbrei weiter zu verdauen und die daraus gewonnenen Nährstoffe aufzunehmen.
Für viele Stunden bleibt die Nahrung im Dünndarm und steht dadurch in Kontakt mit den Verdauungsenzymen und der Darmoberfläche, die die Nährstoffe aufnimmt. Die Schleimhaut des Dünndarms ist stark gefaltet, um so die Nährstoffe noch besser aufnehmen zu können.
Auf der gesamten Darmoberfläche befinden sich etwa 4 Millionen warzenförmige Darmzotten (blatt- bis fingerförmige Erhebungen), über die die Nährstoffe ins Blut und in die Lymphe aufgenommen werden. Kohlenhydrate werden in Einfachzucker, Eiweiße in einzelne Aminosäuren und Fette in Glyzerin und freie Fettsäuren zerlegt bzw. gespalten. Die Nährstoffe werden nach der Resorption ins Blut als erstes über die Pfortader in die Leber (dem zentralen Stoffwechselorgan) transportiert. Auch Vitamine und Mineralstoffe werden auf diese Weise vom Körper aufgenommen.
Wasseraufnahme, Hormonbildung, Abwehr von Viren & Bakterien
Etwa 80 % Wasser wird dem Nahrungsbrei entzogen, so dass dieser stark eindickt. Täglich wird dem Nahrungsbrei bis zu 9 Liter Wasser entzogen, wobei 7 Liter aus dem Magensaft und 2 Liter aus der Nahrung selbst stammen.
Der Dünndarm besteht aus vielen hormonbildenden Zellen, die z.B. Serotonin („Glückshormon“) bilden, welches die Beweglichkeit der Muskelwand steigert. Serotonin hat unter anderem auch Einfluss auf die Weite der Blutgefäße, der Bronchien und ist ein wichtiger Teil der Blutgerinnung. Im zentralen Nervensystem beeinflusst Serotonin unsere Körpertemperatur, den Appetit und unsere Emotionen (Stimmung und Antrieb).
Eine weitere wichtige Aufgabe spielt im Dünndarm das darmassoziierte lymphatische Gewebe, welches sich aus vielen einzelnen Lymphozyten in der Schleimhaut zusammensetzt. Es sorgt für die Abwehr von Viren, Bakterien und anderen schädlichen Fremdstoffen.
Aufgaben des Dickdarms: Verstoffwechselung von Kohlenhydraten, Elektrolyten & Eiweißen
In den Dickdarm gelangen die Nahrungsbestandteile, die im Dünndarm nicht zerlegt werden können. Hier findet so zusagen die „Resteverwertung“ statt.
Im Dickdarm werden dem Speisebrei, der aus dem Magen und dem Dünndarm kommt, Salze und Wasser entzogen. Das entzogene Wasser wiederum wird über die Darmzellen der Darmschleimhaut in unseren Körper zurückgeschleust.
Die im Dickdarm ansässigen Bakterien (mehr als 400 Arten) verstoffwechseln die restlichen Kohlenhydrate sowie Proteine. Zudem produzieren die Bakterien für den Körper nützliche Stoffe wie B-Vitamine, Vitamin K.
Im Dickdarm befindet sich außerdem die Darmflora (auch „Mikrobiota“ genannt), die überwiegend Pflanzenbestandteile der Nahrung abbaut. Die nützlichen Bakterien der Darmflora wehren die eingedrungenen Krankheitserreger ab. Schließlich befördert der Dickdarm mit kräftigen wellenförmigen Bewegungen den Darminhalt (Stuhl) in Richtung Darmausgang.